Wiederaufbau eines Funkkrades der Deutschen Volkspolizei 

 
Im Mai 2005 wurde diese ETZ250F in einem ziemlich heruntergerittenen Zustand von einem Bauern im  Münsterland gekauft. Funk- und Seitenkoffer waren zwar noch in der Scheune vorhanden, aber der Einzelsitz gegen eine doppelte Seriensitzbank gewechselt worden. Zum Abtransport wurde die Maschine erst einmal wieder provisorisch komplettiert. Nach der Demontage traten, neben den ersichtlichen Sturz-Schäden, auch schwerwiegende innere Schäden am Motor auf. Der Vorbesitzer hatte offensichtlich kein richtiges Gemischöl gefahren und somit waren neben den Kolben und Zylinder auch die Lager dahin. Deutliche Spuren am Kolben zeugten deutlich von zahlreichen Klemmern, was ich damit auch auf das damalige Ende der dortigen privaten Einsätze hindeuten kann. So wurde das Fahrzeug im Internet von mir quasi blind ersteigert. Es fuhr zwar noch wie beschrieben, bedurfte jedoch dringend einer umfangreichen Sanierung. 
 
  
Demontage des Motors und Besichtigung des Getriebes                                           Der Motor erhielt nach Reinigung komplett neue SKF-Lager

Der Motor erhielt daraufhin einen neuen Kolben und Zylinder. Die originale Ritzelübersetzung wurde von 16 Zähne der Serienmaschine auf 19 Zähne angepasst. Der Vergaser wurde im Ultraschallbad gereinigt und konnte weiter verwendet werden. Schwierigkeiten im Betrieb bildete jedoch die mangelhafte Qualität des Ersatz-Kolbens der zukünftig einem Mahle-Kolben weichen soll. Die Nachbearbeitung des alten Zylinders wird aufgrund fehlender eigener Kapazität in Fremdarbeit vergeben.

   

Die GFK-Verkleidung musste im unteren Bereich durch zahlreiche Sturzschäden mit neuen Matten ausgebessert werden. Die Wiederbeschaffung der Polizeiausrüstung erwies sich als größter Kostenpunkt in dieser Restaurierung. Heute fehlt nur noch die Funkausrüstung und der Verschluss des Funkkoffers. Der leere Funkkoffer trägt jetzt zur Verbesserung der ohnehin knappen Transportkapazitäten auf den Fahrzeug bei. Neben der Regenkombi kann somit auch ein kleines Zelt und Schlafsack für die Oldtimertreffen mitgenommen werden. 



                                                                                                                                                                                                     Festumzug 650 Jahresfeier Lindenberg

Aus den Erfahrungen beim Betrieb dieser Maschine zu verschiedenen Fahrzeugtreffen wird der Ersatz des BVF-Vergasers durch ein zuverlässigeren Bing-Vergaser angestrebt. Ebenfalls wurde der verbaute Ersatz-Tank innen beschichtet. So hoffe ich, dass die aufgetretenen Störungen damit demnächst der Vergangenheit angehören. Wesentliche Probleme beim Betrieb der Maschine resultieren fast ausschließlich aus der mangelnden Qualität der heute angebotenen Ersatzteile. So ist dringend von dem hauptsächlich übers Internet angebotenen billigen Ersatzzylinder und -kolben abzuraten. Neben Fertigungsfehlern ist hier auch wesentlich schlechtere Materialqualität eine enorme Fehlerquelle. So werde ich auch wieder auf den alten Zylinder zurückgreifen, der jetzt auf dem Bohrwerk überarbeitet wird. Die geringfügig zu kleinen Bohrungen der Befestigung des Vergaserflansches verhindern ein exaktes Abdichten der Dichtfläche so das es bei mir immer wieder zu Kolbenfresser aufgrund der dort eintretender Falschluft kam. Also, bei den im Internet angebotenen NoName-Produkten aus Fernost oder Anatolien Finger weg!

Pleiten, Pech und Pannen
oder wie heute noch der Amtsschimmel wiehert...

Noch vor der ersten Fertigstellung verunglückte das Fahrzeug auf einem Transportanhänger, so dass die Arbeiten ein Jahr länger dauerten als geplant. Die Verkleidung wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen, so dass neben der schon bewährten GFK-Reparatur auch eine erneute neue Lackierung fällig wurde. Jetzt kam es aber noch dicker:

Erster Schritt Wiederinbetriebnahmeuntersuchung nach §29 StVzO

Die Wiederinbetriebnahmeuntersuchung bei der DEKRA scheiterte an den fehlenden KBA-Freigaben der Anbauteile. Falls es den Herrn der Dekra entgangen sein sollte, gab es bekanntlich in dem Baujahr 1986 noch keine Zuständigkeit des KBA auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Somit konnte ich der Aufforderung die Verkleidung und des polizeispezifischen Zubehör wegen fehlender Zulassung zu entfernen natürlich nicht folgen. Besonders nachteilig ist hier, das Fehlen der betreffenden Angaben in den neuen BRD-Fahrzeugbriefen. Im Wirkungskreis des TÜV sah man die Sache schon anders und betrachtete diese historische Polizeimaschine durchaus als Oldtimer. Somit brauchte ich da auch nicht erst den Einigungsvertrag rausholen. Den frischen TÜV-Segen gab es also dort ohne Probleme.


Nächster Schritt Zulassung:
Der Blick der netten Dame meiner Zulassungsstelle verfinsterte sich schon beim Anblick der ihr übergebenen Papiere. Nach einigen längeren Telefonaten mit Ihrem Chef  verweigerte Sie mir die Zulassung des Fahrzeuges mit den Worten, das hier nicht jede Privatperson ein Polizeifahrzeug fahren dürfte. Nach der Aufforderung das Fahrzeug in einen zivilen Zustand zu versetzen, sollte ich das Fahrzeug dann wieder zur Zulassungsstelle vorführen.  Also blieb nur die Zulassung in einem anderen Zulassungskreis. Nach dortigen Ausstellen der neuen Fahrzeugscheine, wurde das Fahrzeug dann wieder auf mich umgemeldet. Die selbe Dame war zwar etwas ungehalten, es blieb ihr aber nichts anderes übrig als den neuen Fahrzeughalter umzuschreiben. Also die Runde ging erst mal an mich...

Des Drama nächster Gang:
Mit einem Schreiben des Ordnungsamtes wurde ich aufgefordert die Sondersignalanlage meines Fahrzeuges sofort zu entfernen und das Fahrzeug so umgehend der Zulassungsstelle vorzuführen. Man drohte sogar mit der zwangsweisen Stilllegung des Fahrzeuges. Man bezog sich auf den Erlaß des brandenburger Verkehrsministeriums. Offenbar hatte man den Sinn dieses Erlasses nicht begriffen, der eigentlich die Problematik von historischen Behördenfahrzeugen eindeutig klären sollte. Erst meine diesbezügliche Anfrage beim Ministerium brachte da den Damen und Herren der Zulassung etwas Erleuchtung. Mit der Zusendung des betreffenden Erlasses sollte ich zur Prüfstelle ein neues Gutachten zur Ausnahme nach §70 StVzO machen, genau jener Ausnahme die mir bereits ein Jahr vorher bei meiner Zulassungsstelle verweigert wurde.

Also noch mal zum TÜV:
Schon das Gesicht des selben TÜV-Prüfers sprach schon mal Bände, als ich das Fahrzeug in die Prüfhalle brachte. Der Prüfer konnte ich also noch an mich erinnern, und meinte daher auch das ich eigentlich doch erst im nächsten Jahr wieder kommen bräuchte...
Nach dem er sich den Erlass mehrmals durchgelesen hatte und sich von der Funktionslosigkeit der Sondersignalanlage überzeugt hatte, bekam ich auch das erforderliche Gutachten und auch meine Gewissheit, das hier eigentlich nichts vom TÜV geklärt werden bräuchte, da mein Fahrzeug ja einer immer noch zugelassenen Bauart entspreche und eigentlich nur Bauartänderungen abnahmepflichtig sind.


Nächster Schritt die Ausnahmegenehmigung:
Nach formloser Antragstellung bekam ich dann die begehrte Ausnahmegenehmigung ausgestellt. Allerdings,warum auch immer, nur im Land Brandenburg gültig. Eine geplante Teilnahme an der größten Oldtimerausstellungen in Magdeburg OMMMA konnte ich somit vergessen. Schon das Überqueren des Elbe am Stadtrand meiner Heimatstadt zum Blaulichtmuseum in Beuster ist mir somit derzeit nicht möglich, weil am anderen Ufer meine Genehmigung dazu dort nicht mehr zählt...

Auch das noch:
Ein paar Tage später, nach dem ich die schriftliche Papiere zur Ausnahme zugeschickt bekam, rief mich plötzlich ein Referatsleiter aus dem Bundesverkehrsministerium an und beschwerte sich lautstark über meine "Frechheit" einfach eine derartige Ausnahmegenehmigung zu erhalten. Man hätte sich schließlich mit den Ländern insoweit geeinigt, keine Ausnahmen für Fahrzeuge mit Sondersignalanlagen mehr auszugeben und dann würde man Ihm, von Brandenburg aus, in den Rücken fallen! Auch der Hinweis das es sich hierbei um ein rollendes Stück Kulturgut und kein Alltagsfahrzeug handelt, zählte bei Ihm nicht. "Dieses Fahrzeug gehört nicht in den öffentlichen Verkehrsraum" und er würde dafür sorgen, dass man mir diese Ausnahme sofort wieder entzieht! Nun darauf warte ich schon einige Jahre. 

Das Kapitel kann (wohl) immer noch nicht abgeschlossen werden...